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Delmenhorster Schachklub von 1931 e.V.

Überraschend enges Spitzenspiel

1. MannschaftOberliga
David Höffer, Jürgen Hurrle

Nach langen Monaten der Covid-Welle gab es mal wieder eine Gelegenheit, die Figuren in der Oberliga zu bewegen. Den vierten Spieltag hatten wir selbst wegen Corona-Bedenken verlegt (auf Ende März), Runde 5 und 6 fielen komplett aus. Somit gab es am siebten Spieltag immer noch den Tabellenstand nach nur drei Spielen, so dass wir gegen den hohen Aufstiegsfavoriten HSK Lister Turm tabellarisch auf Augenhöhe ins Rennen gingen, Zweiter gegen Erster.

Die Elo ließ allerdings keine Augenhöhe erkennen, an allen Brettern waren wir über 100 Punkte im Nachteil. Und so überraschte es mich nicht, dass wir recht schnell mit 0:2 in Rückstand gerieten (Thorsten und Tobi verloren ihre Schwarzpartien). Überraschender waren die guten Stellungen, die unsere drei Jungspunde auf den Brettern hatten: Erik und Theis, die schon in den ersten Spielen eifrige Punktesammler waren, gestalteten ihre Partien gegen die schachlich sehr aktiven Hannoveraner FMs Felix Hampel und Tobias Vöge vorteilhaft und ließen durchgehend auf Punkte hoffen. Höhepunkte aus ihren Partien haben sie selbst kommentiert.

O-Ton Erik: (Dia links) In dieser Stellung hat Schwarz seine Remis-Chance verpasst. Anstatt rechtzeitig mit seinem König an den Damenflügel zu kommen (z.B. 1…Ke7 2.Kd2 Kd6 3.Lc2 Tb5 4.Ld3 Tb4 5.Kc3 Sc5!!!), zog er hier g6 und nach 2.Lc2 Tb5 3.Ld3 Tb3 4.Kd2 kommt mein König ran und der starke schwarze Bauer fällt. Es kam noch 4…La6, den kann man wegnehmen und der eigene Bauer ist nicht aufzuhalten.

O-Ton Theis: (Dia links) Weiß hat ein bisschen Raumvorteil, steht allerdings nach dem letzten Zug von Schwarz 15…Se5 vor Problemen: Zum einen hängt der Bauer auf c4, zum anderen droht Lg4 und Weiß hat Schwierigkeiten auf den weißen Feldern, muss hier den Bauern also opfern. Richtig wäre 16.c5! womit Weiß nach 16…dxc5 17.f4 Sg6 18.e5 genug Spiel für den Bauern durch seinen Raumvorteil und der starken Bauernkette hätte. In der Partie geschah allerdings 16.h3?!. Es folgte 16…Sxc4 17.b3 Da5 18.bxc4 Lxc3 und Weiß hat nicht genug Kompensation und ich konnte den Mehrbauern über ein langes Endspiel hinweg zum Sieg verwerten.

Den Vogel schoss aber Mohamad ab, der am achten Brett gegen das Hannoveraner Supertalent FM Sreyas Payyappat aus Indien (einer der wenigen Schachspieler in Deutschland, über die ein eigener Artikel in der Printausgabe des SPIEGEL erschienen ist!) in einer wilden Partie früh auf Gewinn stand (was aber schwer zu sehen war), das Tempo hochhielt und am Ende den vollen Punkt einfuhr, nachdem sein Gegner in Zeitnot eine Remischance ausgelassen hatte.

Leider konnten unsere alten Haudegen an den vorderen Brettern nicht mithalten: In den beiden Partien Abel-Höffer und Korsus-Walter (die sensationellerweise beide erstmals in einer Turnierpartie stattfanden) waren zwar gute Remischancen gegeben, doch sowohl David (in komplett verschachtelter Bauernstruktur) als auch Bernd (in einem schnell erreichten Schwerfigurenendspiel) wurden von ihren IM-Gegnern noch ausgespielt.

Während die Pahls ihre Partien nach Hause brachten, hatte Sören beim Zwischenstand von 2:4 und objektiv verlorener Stellung mit einem Figurenopfer versucht, Verwirrung zu stiften, um eventuell noch das Wunder zu schaffen. Doch letztlich konnte auch der fünfte "Alte" nicht punkten und somit stand in einem Duell ohne Remis am Ende ein 3:5.
In der ganzen Oberliga gab es übrigens eher wenige Remis, vielleicht werden nach der langen Pause doch zu viele Fehler gemacht?